Vom Meisterschüler zum Elfmeterschützen

Das Gemälde im Hintergrund des Kondolenzbuches, in das sogleich die Frau Kanzlerin etwas schreiben wird (was angesichts des Verhältnisses des Gestorbenen zum ‚Mädchen‘ ein paar Überlegungen wert wäre), stieß mir auf und die Erinnerung an: Ach Albrecht? Leipziger Schule? Es geht um das rechte Porträt an der Wand. Ein Meisterschüler von Bernhard Heisig (1987-1990) hat es in Berlin richtig ‚zu was gebracht‘ und wohl 2003 den Kanzler a.D. gemalt.

 

 

Zitat Spiegel 23.10.2003: „Berlin – Vier mal haben die beiden sich getroffen, jeweils drei Stunden miteinander verbracht, dabei Armstrong-Musik gehört und Pfälzer Wein getrunken. Eine ’stinklangweilige Sache‘ würde es werden, dieses Modellsitzen, hatte der Bundeskanzler a.D. zuvor befürchtet. Es sei dann aber doch ‚eine tolle Begegnung‘ daraus geworden. Auch der Maler rühmt die mit dem Oggersheimer verbrachten Stunden: Ganz brav habe der dagesessen, ein aufgeweckter Beobachter, ein interessanter Gesprächspartner. Allerdings, räumt der Maler Albrecht Gehse ein, sei für ihn ‚jeder Strich wie ein Elfmeter gewesen’…“

Noch dieses Zitat: „‚Wir werden dieses Bild verinnerlichen‘, prophezeit zum Beispiel Peter-Klaus Schuster, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin. Es sei ausdrucksstark genug, die Erinnerungsfetzen an Birnen-Karikaturen zu tilgen, die derzeit ja der eine oder andere noch in seinem Gedächtnis trägt. Da lächelt Kohl.“

Auch der bekannte Ikonologe Christoph Tannert komme noch zu Wort, Zitat Spiegel: „‚Fleisch- und Feuerfarben stehen für Lebendigkeit. Hier sitzt kein Rentner, hier sitzt der Kanzler‘, beendet schließlich Christoph Tannert, Direktor des Künstlerhauses Bethanien, seine Bildkritik. Da lacht Kohl verschmitzt.“

Das Bild ist leider zu klein, um sich mit ihm zu befassen.

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