Trotz gewisser Zweifel sehr zufrieden

Hübsches Spiel, F.A.Z.-Ich schreibe wie. Man kann nicht verlieren, eine charmante Probe. Nach Eingabe dreier verschiedener journalistischer Texte bekam ich analysiert, ich schreibe wie: 1. Uwe Tellkamp, 2. Ulla Hahn, 3. Ingo Schulze. Wieso denn das, ich wunderte mich, und reduzierte den dritten Text, einen Artikel über Jean Pauls Leipziger Zeit (Leipziger Blätter, 2004), um ein paar Abschnitte. Aber es wird bestätigt: Ingo Schulze. Diese Maschine muss doch zu knacken sein, dachte ich, und nahm noch zwei Absätze weg. Und siehe, ich schreibe nun wie Melinda Nadj Abondi, wer hätte das gedacht. Noch zwei Absätze weniger war ich dann Friedrich Nietzsche, und mir wird Angst. Mit einer weiteren Kürzung auf den letzten verbliebenen Absatz hatte ich den Logarithmus endlich dort, wo meine Leser mich schon immer wussten: Ich schreibe wie Johann Wolfgang Goethe. Dass die Rechnerei erst bei dem letzten Absatz darauf kommt und vorher etwas verwirrt wirkt, beweist, dass sie dringend verbessert werden muss. Der folgend wiedergegebene Text hätte wohl, wie ich heute meine, redigierenden Eingriff verdient, man beachte das ehtik und andere Fehler, heiat meint heimat – aber werde ich Goethe widersprechen?

Aber was hat er studiert? Theologie nur so am Rande, schreibt de Bruyn. Schon auf November 1781 datiert Gerd Ueding die Änderung des Lebensplans. Auch die enorme Belesenheit des späteren Schriftstellers (viele meinen, zum Nachteil seiner Werke) hat in Leipzig einen kräftigen Anschub erhalten. Er hört neben Apostelgeschichte noch Logik, Metaphysik, ehtik, Ästhetik, Englisch, Trinonometrie und lernt Französisch. Zwar findet er an der Universität „nicht viel grosse Männer“, aber eben doch „Platner, Morus, Klodius und Dathe“, außer denen aber „nur mittelmässige Leute.“ Was er sieht lässt ihn die Heiat verteidigen: „Das Professorenvolk ist überhaupt das burleskeste Volk: sie haben Originaltorheiten, und man hat Unreht getan, immer den Landgeistlichen in ieder Satyre zu züchtigen. Einen Professor nach dem Leben zu malen! – gewis das wäre der zweite Don Quichot, und sein Famulus sein Sancho Pansa“ schreibt er im ersten Leipziger September an Pfarrer Vogel.
So recht heran kam er an keinen Professor. Er habe mehr zu Hause studiert als in der Universität, meint de Bruyn. Mit Pfarrer Vogel wechselt er rege Bücherpakete. Es fällt der Begriff der Seelenwollust, den die Wissenschaft ihm bereite (wörlich de Bruyn). Und Literatur: Er liest Voltaire und Rousseau, Toussaint, Cicero, Seneca und Horaz, Pope, Young, Swift.

(Anm. 29.8.: Freund U.T. hat zwei weitere Texte dieser Seiten getestet und kam mit Vermeer wiederum auf Uwe Tellkamp, bei Sie wollen Weiß aber auf Karl Marx. Die letzte Zuordnung bestätigt die vermutlich  – unter anderem – sehr einfache Schlüsselwort-Logarithmik des Testes. Denn bei Saramago ist ja tatsächlich etwas wie auch immer marxsche Systemkritik dabei, vielleicht übertrug sich im Vokabular oder nur in Zitaten etwas in meinen Text.)

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